AWO-Blog

Marius' heldenhafter Einsatz

Marius war Ende März in unserem von Corona betroffenen Kompetenz-Zentrum in Roßtal eingesetzt. Wir haben ihm dazu ein paar Fragen gestellt...

Marius, in 2019 warst Du bereits schon einmal in der Einrichtung Roßtal eingesetzt. Mit welchem Gefühl bist Du an deinem ersten Arbeitstag in dieser Ausnahmesituation nach Roßtal gefahren, wie war dein erster Eindruck, die ersten Arbeitsstunden, die Stimmung unter den Kolleg*innen?

Ehrlich gesagt mit einem positiven Gefühl. Ich verbinde mit dem Heim und den Kolleg*innen viele positive Erinnerungen und habe mich auf darauf gefreut, helfen zu können. Als ich dann in Roßtal ankam, merkte man zunächst gar nicht so viel von der Ausnahmesituation. Erst als am Dienstagnachmittag das Gesundheitsamt in voller Schutzausrüstung in das Heim kam, um alle Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen zu testen, wurde mir langsam bewusst, welche Ausmaße der positive Corona-Befund für dieses Pflegeheim bedeutete. Am Mittwochmorgen erwartete mich dann die Hygienebeauftragte Frau Schmitz in Vollschutz am Personaleingang und schleuste mich zur Arbeit ein. Das bedeutete, ich bekam einen Einweg-Ganzkörperanzug, Handschuhe, einen Mund-Nase-Schutz und eine Brille. Für die nächsten 2 Wochen war das meine Arbeitskleidung. Nach der ersten Stunde Arbeit in dieser Schutzausrüstung, konnte ich mir nicht vorstellen einen ganzen Arbeitstag in diesem Aufzug zu arbeiten. Erst nach ein paar Stunden, als ich mich an das Atmen und die Hitze gewöhnt hatte, konnte ich mich richtig auf die Arbeit konzentrieren. Trotzdem: Bis zur Unkenntlichkeit in Vollschutz gekleidet zu sein, fühlte sich an wie in einem Film.

Wie hast du die Situation vor Ort empfunden?

Wie viele andere Kolleg*innen, hatte ich natürlich auch die ganze Zeit die Berichte aus dem Pflegeheim in Würzburg im Kopf. Die Angst, in unserem Heim ähnliche Zustände zu haben, war allgegenwärtig und deutlich zu spüren.

Hat sich die Lage im Laufe deines Einsatzes entspannt?

In den ersten 2 Wochen kamen jeden Tag neue Regelungen und Anweisungen, die wir sofort im Heim und an den Sicherheitsschleusen umsetzen mussten. Erst in der dritten Woche meines Einsatzes entspannte sich die Lage etwas. Das Leitungsteam kehrte aus der Quarantäne zurück, wir bekamen luftigere Arztkittel als Kleidung und die Abläufe wurden langsam zur Routine.

Welche Erfahrungen hast Du aus deinem „Heldeneinsatz“ gesammelt? Gibt es Eindrücke, die Du so schnell nicht mehr vergisst?

Was mir mit Sicherheit immer im Gedächtnis bleiben wird, ist der Anblick der Kolleg*innen in Schutzausrüstung. Nicht mehr zu erkennen, wer da gerade vor dir steht, ist ein komisches Gefühl. Ebenfalls nie vergessen, werde ich das befreiende Gefühl, wenn man nach einem Arbeitstag die Schutzkleidung endlich ablegen konnte. Trotzdem bin ich mir sicher, dass mir die Erfahrungen, die ich bei der Arbeit unter diesen Bedingungen gesammelt habe, in meinem weiteren Leben weiterhelfen werden. 
Noch mehr gestiegen ist auch meine Anerkennung vor der Arbeit der Pflegekräfte, aber auch vor der Arbeit der Küchen-, Wäscherei-, Sozialdienst- und Reinigungsmitarbeiter*innen. Die Belegschaft, die auch vor, während und nach meinem Einsatz vor Ort waren und sich um die Bewohner*innen gekümmert haben, verdienen den allergrößten Respekt.

Was war deine größte Herausforderung in diesem besonderen Arbeitsalltag?

Die größte Herausforderung war vermutlich, die äußeren Umstände wie die Schutzkleidung und die bestehende Infektionsgefahr auszublenden, um sich auf die Arbeit konzentrieren zu können.