AWO-Blog

Quarantäne-Homeoffice dank Corona

Ende Februar dachte wohl noch keiner daran, dass es überhaupt einmal möglich sein könnte, dass eine Hauswirtschafts-, Küchen-, Einrichtungs- und Pflegedienstleitung im Homeoffice arbeiten muss. Und dann kam alles anders... Kerstin, unsere Hauswirtschaftsleitung im Sozialen Kompetenz-Zentrum Roßtal berichtet darüber, wie sie als Team die Wochen erlebt und gemeinsam überstanden haben.

 

Als Hauswirtschafts-, Küchen-, Einrichtungs- und Pflegedienstleitung gleichzeitig im Quarantäne-Homeoffice arbeiten müssen - allein den Gedanken finde ich jetzt, im Nachhinein, unvorstellbar, obwohl wir es alles selbst erlebt haben. Gerade in dieser Zeit wurde klar, wie wichtig es ist, dass man vor Ort ist und sich in einem Kreisverband unterstützt. Wir möchten ja all unsere Kolleginnen und Kollegen sowie unsere Bewohnerinnen und Bewohner sowohl unterstützen als auch schützen.

Am Samstag, den 21.03.2020 stand es dann fest. Wir als Leitungsteam und einige Mitarbeitende wurden als Kontaktperson 1 eingestuft und dürfen somit zwei Wochen lang nicht zu Arbeit kommen, ganz egal wie das Testergebnis ausfällt. Unsere Gruppentestung erfolgte dann am Sonntag, den 22.03.2020 am roten Container im Gesundheitsamt Fürth. Jetzt hieß es von zu Hause aus alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu informieren und irgendwie einen Dienstplan zu schreiben. Von 34 einsatzfähigen Arbeitskräften in der Hauswirtschaft (Küche, Reinigung, Wäscherei) blieben uns noch drei Teilzeitkräfte für die Wäscherei, vier Teilzeitkräfte sowie zwei Mini-Jobber für die Reinigung und in der Küche nur noch drei Teilzeitkräfte, eine Jahrespraktikantin in Vollzeit und ein Mini-Jobber. Im Großen und Ganzen eigentlich der Super Gau!

Der Tag im Quarantäne-Homeoffice beginnt mit der ersten WhatsApp um 4.30 Uhr und endet mit dem letzten Anruf um 23.30 Uhr! Das Personal durfte nicht mehr aus den Bereichen gemischt werden. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter muss in seinem eingeteilten Bereich bleiben. Aus Personalmangel konnten wir nicht mehr kochen. Hilfe kam auch hier aus der Küche von Herrn Ströhlein aus Schwabach, der uns mit Essen belieferte. Aus hygienischen Gründen stellten wir auf Einmalgeschirr um, das direkt in den Wohnbereichen entsorgt wurde.

Das Schlimmste für eine Leitung ist es jedoch nicht helfen zu können, sondern nur von der Ferne aus zu steuern und immer wieder anzurufen oder Infos per Handy zu verschicken, sodass jeder auf dem neusten Stand war. Die erste Woche war für uns als Leitungsteam der Horror. Die Gedanken im Kopf hörten auch in der Nacht nicht auf, denn man hatte sowohl Angst um die Bewohnerinnen und Bewohner als auch um seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Frau Schmitz, unsere Hygiene-Geheimwaffe aus dem Kreisverband, hat sofort ihre Tasche gepackt und ist zu uns nach Roßtal gekommen. Auch hier war immer nur Rücksprache per Telefon zu uns möglich. Schleusen wurden vor den Arbeitsbereichen errichtet, kontaktlose Übergabe für jeden Arbeitsbereich festgelegt und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten unter Vollschutz arbeiten.  Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter wurde von Frau Schmitz persönlich eingewiesen, wie die Schutzkleidung zu tragen und zu verwenden ist. Wir waren so froh, dass Frau Schmitz und auch unsere Jahrespraktikantin Frau Felbinger, die sich um die Küche kümmerte, vor Ort waren. Herzlichen Dank dafür nochmal.

Erst in der zweiten Woche wurde es in der Quarantäne ruhiger. Wir hatten Laptops von der IT bekommen und konnten so unsere Dienstpläne schreiben und abrechnen, E-Mails beantworten und Bestellungen tätigen. Zu meinem Laptop gesellte sich dann auch endlich meine Nähmaschine. Jetzt ging es los mit dem Nähen von Mundschutz für die Zeit nach dem Vollschutz. Auch die Mutter von Frau Felbinger nähte zu Hause für uns fleißig Mundschutze. Das Stoffpaket kam per Post von mir zu ihr nach Hause geliefert.

Corona deckt viele Dinge auf, sei es bei uns in der Einrichtung, im Kreisverband oder auch an oberstes Stelle wie z.B. bei der Regierung. Ich finde es von der Landesregierung Bayern unmöglich, dass in den Pressekonferenzen immer davon geredet wird, dass wir wieder mehr aus Deutschland beziehen müssen, dann aber im Nachhinein Betriebe, die Masken produzieren möchten und könnten, nicht unterstütz werden. Sie werden z.B. nicht für die Prüfung der Zertifizierung zugelassen bzw. bekommen nicht mal einen Termin zur Prüfung, da alle Institute FFP2 Masken aus China auf Anordnung der Regierung prüfen müssen. Über den Katastrophenschutz erreichen uns jetzt immer wieder Rückrufaktionen wegen mangelhaften FFP2 Masken aus China. Wir als Einrichtung und auch der Kreisverband werden hoffentlich aus der Corona-Krise lernen und gestärkt hervorgehen. Ob auch unsere Bundes- und Landesregierung daraus lernt wird sich zeigen.

Corona zeigt uns nicht nur privat, sondern auch auf geschäftlicher Ebene klar auf, wer hilfsbereit und solidarisch ist. Wir aus Roßtal können nur Danke sagen an all die Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreisverband, die uns freiwillig unterstützt und uns auch durch aufmunternde Worte am Telefon Mut zugesprochen haben. Auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitsamtes für die Betreuung und dem Katastrophenschutz sagen wir herzlichen Dank.

Mein Fazit zum zweiwöchigen Quarantäne-Homeoffice: Für mich steht fest, ich arbeite lieber mit allen vor Ort unter Vollschutz, als alleine zu Hause! Ich bin persönlich so froh, ein so tolles Team in der Hauswirtschaft zu haben, das gerade in der Corona-Hochphase voller Tatendrang unter Vollschutz durchgehalten und alles darangesetzt hat, unsere Bewohnerinnen und Bewohner zu schützen. Ich bin stolz auf euch!